Montag, 10. Juni 2013

Meine Gedanken zum Dalmatiner Teil 2



4.Backcross-Projekt


1973 hat Dr. Robert Schaible in den USA eine Verpaarung zwischen dem AKC registrierten Pointer Championrüden CH Shandown's Rapid Transit und der AKC registrierten Dalmatinerhündin Lady Godiva vorgenommen. Er wollte damit erreichen, dass das fehlende Gen in die Dalmatinerpopulation wieder eingekreuzt wird. Aus diesem Wurf wählte er einen einzelnen Welpen aus, mit dem er unter den Kriterien LUA und Dalmatiner-typisches Aussehen und Verhalten weiter rückzüchtete. Immer mit AKC registrieren oder Champion Hunden, um den Typ des Dalmatiners wieder zu erreichen. In der 5.Generation hinter der Pointer-Einkreuzung, wurden erstmals ein Rüde und eine Hündin vom AKC anerkannt (der Phänotyp hatte sich offensichtlich sehr schnell wieder dem des Dalmatiners angeglichen).[1] Er fand bei seinen Züchtungen übrigens heraus, dass es LUA-Dalmatiner mit reinen Flecken gibt, somit die Annahme von Trimble und Keeler nicht korrekt war, dass nur stichelhaarige Flecken ein Zeichen für LUA sind.[2]
In der 8. Generation erfolgte erstmals eine LUA-LUA Kreuzung, sodass in der 9. Generation nach der Pointer-Einkreuzung erstmals die Möglichkeit für einen homozygoten LUA Dalmatiner gab. Wir erinnern uns, dass bereits nach der 5. Generation der Phänotyp dem des Dalmatiner angeglichen war. Somit waren die Welpen der 9. Generation äußerlich schon nicht mehr von den AKC registrierten Dalmatinern zu unterscheiden.[3]
In 2005 kam das Projekt jedoch aufgrund von fehlender Akzeptanz innerhalb der Züchtergemeinschaft nahezu zum Erliegen.[4]
Durch das engagierte Handeln wurde das Projekt im Kleinen dennoch weitergeführt und befindet sich nun nach der 14. Generation hinter der Pointer-Einkreuzung.
Da man das Pointer-Gen für den korrekten Haursäure-Metabolismus behalten möchte, wird eine 100%ige Rückkreuzung auf den Dalmatiner natürlich nicht angestrebt!
Es gibt nach wie vor Stimmen, die befürchten durch die Pointer-Einkreuzung negative Einflüsse und Erbkrankheiten in den Rassebestand eingeführt zu haben. Diese kann man leicht ausräumen, denn 1. hätte der Pointer eine dominante Erbkrankheit weitervererbt, wären alle seine Nachkommen daran erkrankt. 2. Hätte er eine rezessive Erbkrankheit weitervererbt, dann hätte der jeweilige Dalmatiner-Partner das Gegenstück dazu leisten müssen, damit diese Krankheit sichtbar wird. Daher wäre diese bereits im Dalmatinergenpool manifestiert gewesen. Nach 14. Generationen kann man rückblickend jedoch keine Dalamtiner-untypische Erkrankung, Verhaltensweise oder Phänotyp erkennen. Daher kann ausgeschlossen werden, dass der Pointer einen negativen Effekt auf die Dalmatiner-Zucht hatte.[5]

5.Die Genetik


Wie bereits weiter oben angedeutet, handelt es sich bei der Vererbung um einen
einen einfachen Erbgang (Mendel).[6] Das Gen für den korrekten Harnsäure-Metabolismus ist hierbei dominant. Das ist genauso wie die Genetik der Fellfarbe beim Dalmatiner. Schwarz wird dominant vererbt (SS) braun rezessiv (bb) Wird nun ein reinerbig (homozygot) schwarzer Hund mit einem reinerbig (homozygot) braunen Hund verpaart, so werden alle Welpen dieses Wurfes mischerbig (heterozygot) schwarz sein (Sb). Werden nun mischerbig (heterozygot) schwarze Tiere verpaart, so können homozygot schwarze, heterozygot schwarze und homozygot braune Welpen fallen.
Beim LUA Gen verhält es sich genauso. Sobald ein Hund das dominante Gen für den korrekten Harnsäure-Metabolismus hat, ist und bleibt er symptomfrei, was Stichproben (Ultraschall der Blase, Urintests und Gentests) herausgefunden haben. Im Genotyp werden folgende Bezeichnungen unterschieden:
Homozygot LUA – N/N
Heterozygot LUA - hu/N
Homozygot HUA - hu/hu[7]
Zurzeit gibt es nur sehr wenige homozygote LUA Hunde, dass bedeutet, dass die meisten Verpaaren mit einem heterozygoten LUA und einem Homozygoten HUA vorgenommen werden. Das Ergebnis ist dann eine statistische 50% Verteilung.[8] Sodass die eine Hälfte des Wurfes das Gen bekommt und somit auch heterozygot LUA ist, die andere Hälfte bekommt das Gen nicht und ist homozygot HUA.
In den Anfängen des Backcross-Projects hat man über Urintests bestimmt, ob ein Welpe LUA oder HUA ist. Da dieser aber über den Tag hinweg schon unterschiedliche Messergebnisse erbringen, je nachdem, ob ein Hund gerade gefressen hat, sich gelöst hat, Wasser getrunken hat, etc, wurde an einem sicheren Gentest gearbeitet. In 2006 hat eine Forschungsgruppe um Dr. Seltzer PhD in den USA den Defekt erfolgreich auf 24 Gene auf dem caninen Chromosom 3 eingeschränkt und zudem einen effektiven Marker gefunden um einen vorläufigen Gentest entwickeln zu können.[9] Wenig später konnte dann das SCL2A9 Gen[10] identifiziert und ein weiterer Gentest entwickelt werden, der nun über spezialisierte Veterinäre und Hochschulen verfügbar ist und zuverlässig funktioniert.

6.Anerkennung durch die Zuchtverbände


Hundezucht, besonders aber die Reinzucht der Rassen ist eine recht junge Sache, von knapp 100 Jahren.[11] Davor wurden Hunde, wie heute noch Katzen, Pferde und Nutztiere, je nach Bedarf mit anderen Schlägen und Rassen gekreuzt um Merkmale zu verändern, zu verbessern oder auszuzüchten. Das starre Konstrukt der Rassestandards in der Hundezucht führte zu einer Isolierung der einzelnen Zuchtpopulationen. Zuchtpraktiken, wie Linien- und Inzucht führen zu einer Verkleinerung des Genpools und schaffen somit die Möglichkeiten, dass sich rezessiv veranlagte Erbkrankheiten verbreiten und ausbrechen.
Die Anerkennung der LUA-Dalmatiner durch einen offiziellen Rasseverband in den USA war kein leichtes Unterfangen.[12]
Wie weiter oben bereits erwähnt wurden in der 5. Generation nach der Pointer-Einkreuzung erstmals zwei Hunde des Backcross-Projects im AKC anerkannt. Nachdem aber die Dalmatinerverbände dagegen stimmten, solche „Mischlinge“ anerkennen zu lassen, sah der AKC sich gezwungen die Anerkennung der beiden Hunde aufrecht zu erhalten, aber allen Nachkommen dieser Hunde eine Anerkennung zu verwiegern. Diese beiden Hunde kamen daher nie zum Zuchteinsatz. [13]
1990 schrieb Joanne Nash einen Brief an alle Dalmatiner-Zuchtverbände des Landes und den AKC um die Anerkennung durch die Verbände wieder in Gang zu bringen. Erfolglos.[14]
2005 kam das Projekt nahezu zum Erliegen da keine Anerkennung durch die Zuchtverbande erzielt werden konnte und nur wenige Züchter Interesse an einer Verpaarung mit einem LUA-Hund hatten.[15]
2011 erfolgte schließlich eine Anerkennung[16], welche auch rückwirkend war. Dies war vor allem auf den Druck durch den BKC (Britsh Kennel Club) zurückzuführen, da eine Importhündin auf der Insel für Furore sorgte, indem sie im Showring eine gute Figur machte[17] und die Briten nach medialem Druck sensibel für eine Gesundzüchtung der Rassen waren. So konnte diese Hündin (Fiacre´s First and Foremost „Fiona“) im BKC anerkannt werden.


[1] Vgl: http://www.dalmatianheritage.com/about/nash_research.htm
[2] Vgl: http://www.dalmatianheritage.com/about/schaible_research.htm
[3] Vgl: http://www.dalmatianheritage.com/about/nash_research.htm
[4] Vgl: http://www.luadalmatians.com/Health.html
[5] Vgl: http://www.luadalmatians.com/Health.html
[6] Vgl: http://de.wikipedia.org/wiki/Mendelsche_Regeln
[7] Vgl: http://lua-dalmatiner.blogspot.de/
[8] Vgl: http://de.wikipedia.org/wiki/Mendelsche_Regeln
[9] Vgl:  http://www.dalmatianheritage.com/about/Seltzer.htm
[10] Vgl: http://lua-dalmatiner.blogspot.de/p/was-ist-luanua.html
[11] Vgl: http://www.vdh.de/our-model.html
[12] Vgl: http://www.luadalmatians.com/Health.html
[13] Vgl: http://www.dalmatianheritage.com/about/nash_research.htm
[14] Vgl: http://www.dalmatianheritage.com/about/nash_research.htm
[15] Vgl: http://www.luadalmatians.com/Health.html
[16] Vgl: http://www.thekennelclub.org.uk/cgi-bin/item.cgi?id=2878 & http://www.thedca.org/AKCDCA_agreement.html
[17] Vgl: http://www.thedogpress.com/ShowShots/LUA-Dalmatian-Crufts-11022_Mitchell.asp

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