Dienstag, 11. Juni 2013

Meine Gedanken zum Dalmatiner Teil 3


7.LUA in den USA


Wie oben schon beschrieben, kam das Backcross-Project um 2005 nahezu zum Erliegen. Nur noch eine Hand voll Hunde war für die Zucht verfügbar und Gefriersperma für zwei Deckakte standen zur Verfügung. Mit Hilfe eines gut überlegten und durchgeführten Zuchtprogrammes („gene conservation breeding strategy“), angeführt von Denise Powell, dass es sich zum Ziel gesetzt hatte Inzucht zu vermeiden und die Gesunderhaltung der wenigen übrigen Hunde zu gewährleisten, wurde die Zucht wieder .gestartet. Alle Hunde wurden intensiv getestet, neben den audiometrischen Untersuchungen zur Hörfähigkeit und der Untersuchung der Hüften, wurden auch Verhaltenstests durchgeführt. Bisher sind die Nachkommen dieser Hunde gesund, jedoch muss man darauf hinweisen, dass sie auch noch recht jung sind und erst die Zeit zeigen wird, wie es gerade um die Parameter der Langlebigkeit und der Gesundheit im Alter gestellt ist.[1]

8.LUA in Europa


In 2010 kam die erste LUA Hündin nach Europa, genauer nach Groß-Brtiannien. Durch die mediale Wirkung der Serie „Pedigree Dogs Exposed“ und weiterer Stimmen war die Anerkennung von Fiacres First an Foremost (Fiona) ein konsequenter Schritt für die Gesundzucht der Rasse. Die Hündin startete ihre Showkarriere sehr erfolgreich und wurde sogar für Crufts zugelassen[i], was unter den Dalmatinerzüchtern für geteilte Meinungen sorgte. Auch hier hatte die Halterin mit den engstirnigen Einstellungen der „Rein“-Züchter zu kämpfen, fand jedoch auch Fürstimmen durch Kennels, die es sich seit jeher zum Ziel gemacht hatten, die Gesundheit der gezüchteten Hunde in den Vordergrund zu stellen. Inzwischen hat diese Hündin einen Wurf in Groß-Britannien zur Welt gebracht aus dem zwei Welpen LUA waren. Sie selbst lebt nun wieder mit ihrer Züchterin in den USA.[2]
Somit wurde der erste europäische LUA-Deckrüden „Stocklore Wizard of the Forrest“[3] wegen dieser Vorreiterrolle dann auch von den USA nach Groß-Britannien importiert.
Eine weitere Hündin und Schwester von „Stocklore Wizard of the Forrest“ lebt zurzeit in Frankreich. (Stocklore Forrest Windsong).
Durch die Zucht in Deutschland kam ein junger LUA-Rüde nach Finnland.[4] Seine Zukunft wird sich noch zeigen, anerkannt durch den finnischen Verein ist er jedoch schon.
LUA Würfe gibt es nun schon in mehreren europäischen Ländern. Frankreich, Groß-Britannien und Deutschland sind hier die Vorreiter. LUA-Welpen wurden in weitere Länder verkauft.
Bis es in Europa eine zuverlässige Basis an LUA-Zuchthunden gibt, wird sicherlich noch mehrmals auf die Hunde in den USA zurückgegriffen werden müssen um einen „genetischen Flaschenhals“ zu vermeiden.

9.LUA in Deutschland


Seit Anfang 2012 gibt es in Deutschland eine LUA-Hündin, Guardian Faith at Somora.[5]
Im März 2012 fiel dann der erste LUA-Wurf in Deutschland nach „Stocklore Wizard of the Forrest“.[6] Aus dieser Verpaarung mit der HUA Hündin Everwood Daisy Peach stammen zwei LUA-Rüden.
Im September 2012 fiel der zweite LUA-Wurf nach „Rim Rock Stocklore Mystic Maks“ und Snezhnaya Melodya s Nevskih Ostrovov. Da „Maks“ homozygot LUA ist, sind alle Welpen des Wurfes heterozygot LUA. Insgesamt gibt es acht Welpen.[7]
Im Oktober ist  der dritte LUA-Wurf in Deutschland nach „Stocklore Wizard of the Forrest“ und History Maker Bright Star gefallen. Aus dieser Verpaarung sind fünf Welpen LUA-Gen-Träger.[8]
Weitere Würfe in anderen Zuchtstätten sind angekündigt. Jeweils ein Welpe des zweiten und dritten LUA Wurfes wurden nach Russland exportiert, um das LUA-Gen weiteren europäischen Dalmatiner-Zuchtlinien zuzuführen.

10.Fazit


Die Zahl der LUA Dalmatiner in Deutschland und den anderen europäischen Ländern steigt. Dies ist sicherlich ein gutes Zeichen für die Gesundheit dieser besonderen Rasse. Es zeigt sich deutlich, dass ein Bewusstsein innerhalb der Züchterschaft existiert, dieses wertvolle Gen zu erhalten und weiterzugeben.
Die Aufmerksamkeit der Züchter muss nun darauf liegen, Engzucht zu vermeiden und eine übermäßige Nutzung einzelner LUA-Deckrüden zu unterbinden um die genetische Vielfalt nicht auf diese Weise wieder einzuschränken.
Engzucht, Linienzucht und Inzucht mit LUA-Hunden, aber auch mit HUA-Hunden ist zu vermeiden um den Genpool der Rasse so groß wie nur Möglich zu erhalten. Denn schließlich soll es auch in 50 Jahren noch langlebige, gesunde und wesensfeste Dalmatiner geben.
Mit dem Backcross-Projekt haben mutige Züchter bewiesen, dass man ein einzelnes Gen in eine Rasse reintegrieren kann. In Fällen wie diesem ist eine Fremdeinkreuzung unumgänglich und sollte von den zuständigen Zuchtverbänden unter vereinfachten Bedingungen genehmigt werden.

Der Dalmatiner ist ein Hund von großer Eleganz und Schönheit. Mit dem Backcross-Project kann die Rasse nun auch einer gesunden Zukunft entgegen sehen.



[1]Vgl: http://www.dalmatianheritage.com/about/Bannash.htm
[2] http://www.fiacredals.com/fiona.html
[3] Vgl: http://www.champdogs.co.uk/dog/30216 & http://www.dalstorm.co.uk
[4] Vgl: http://www.somoras.de
[5] Vgl: http://www.somoras.de/somoras0211_faith.html
[6] Vgl: http://www.somoras.de/somoras0211_wuerfe.html
[7] Vgl: http://www.somoras.de/somoras0211_aktueller-wurf.html
[8] Vgl: http://www.dalmatiner-zucht.biz/cms/index.php?page=376


Montag, 10. Juni 2013

Meine Gedanken zum Dalmatiner Teil 2



4.Backcross-Projekt


1973 hat Dr. Robert Schaible in den USA eine Verpaarung zwischen dem AKC registrierten Pointer Championrüden CH Shandown's Rapid Transit und der AKC registrierten Dalmatinerhündin Lady Godiva vorgenommen. Er wollte damit erreichen, dass das fehlende Gen in die Dalmatinerpopulation wieder eingekreuzt wird. Aus diesem Wurf wählte er einen einzelnen Welpen aus, mit dem er unter den Kriterien LUA und Dalmatiner-typisches Aussehen und Verhalten weiter rückzüchtete. Immer mit AKC registrieren oder Champion Hunden, um den Typ des Dalmatiners wieder zu erreichen. In der 5.Generation hinter der Pointer-Einkreuzung, wurden erstmals ein Rüde und eine Hündin vom AKC anerkannt (der Phänotyp hatte sich offensichtlich sehr schnell wieder dem des Dalmatiners angeglichen).[1] Er fand bei seinen Züchtungen übrigens heraus, dass es LUA-Dalmatiner mit reinen Flecken gibt, somit die Annahme von Trimble und Keeler nicht korrekt war, dass nur stichelhaarige Flecken ein Zeichen für LUA sind.[2]
In der 8. Generation erfolgte erstmals eine LUA-LUA Kreuzung, sodass in der 9. Generation nach der Pointer-Einkreuzung erstmals die Möglichkeit für einen homozygoten LUA Dalmatiner gab. Wir erinnern uns, dass bereits nach der 5. Generation der Phänotyp dem des Dalmatiner angeglichen war. Somit waren die Welpen der 9. Generation äußerlich schon nicht mehr von den AKC registrierten Dalmatinern zu unterscheiden.[3]
In 2005 kam das Projekt jedoch aufgrund von fehlender Akzeptanz innerhalb der Züchtergemeinschaft nahezu zum Erliegen.[4]
Durch das engagierte Handeln wurde das Projekt im Kleinen dennoch weitergeführt und befindet sich nun nach der 14. Generation hinter der Pointer-Einkreuzung.
Da man das Pointer-Gen für den korrekten Haursäure-Metabolismus behalten möchte, wird eine 100%ige Rückkreuzung auf den Dalmatiner natürlich nicht angestrebt!
Es gibt nach wie vor Stimmen, die befürchten durch die Pointer-Einkreuzung negative Einflüsse und Erbkrankheiten in den Rassebestand eingeführt zu haben. Diese kann man leicht ausräumen, denn 1. hätte der Pointer eine dominante Erbkrankheit weitervererbt, wären alle seine Nachkommen daran erkrankt. 2. Hätte er eine rezessive Erbkrankheit weitervererbt, dann hätte der jeweilige Dalmatiner-Partner das Gegenstück dazu leisten müssen, damit diese Krankheit sichtbar wird. Daher wäre diese bereits im Dalmatinergenpool manifestiert gewesen. Nach 14. Generationen kann man rückblickend jedoch keine Dalamtiner-untypische Erkrankung, Verhaltensweise oder Phänotyp erkennen. Daher kann ausgeschlossen werden, dass der Pointer einen negativen Effekt auf die Dalmatiner-Zucht hatte.[5]

5.Die Genetik


Wie bereits weiter oben angedeutet, handelt es sich bei der Vererbung um einen
einen einfachen Erbgang (Mendel).[6] Das Gen für den korrekten Harnsäure-Metabolismus ist hierbei dominant. Das ist genauso wie die Genetik der Fellfarbe beim Dalmatiner. Schwarz wird dominant vererbt (SS) braun rezessiv (bb) Wird nun ein reinerbig (homozygot) schwarzer Hund mit einem reinerbig (homozygot) braunen Hund verpaart, so werden alle Welpen dieses Wurfes mischerbig (heterozygot) schwarz sein (Sb). Werden nun mischerbig (heterozygot) schwarze Tiere verpaart, so können homozygot schwarze, heterozygot schwarze und homozygot braune Welpen fallen.
Beim LUA Gen verhält es sich genauso. Sobald ein Hund das dominante Gen für den korrekten Harnsäure-Metabolismus hat, ist und bleibt er symptomfrei, was Stichproben (Ultraschall der Blase, Urintests und Gentests) herausgefunden haben. Im Genotyp werden folgende Bezeichnungen unterschieden:
Homozygot LUA – N/N
Heterozygot LUA - hu/N
Homozygot HUA - hu/hu[7]
Zurzeit gibt es nur sehr wenige homozygote LUA Hunde, dass bedeutet, dass die meisten Verpaaren mit einem heterozygoten LUA und einem Homozygoten HUA vorgenommen werden. Das Ergebnis ist dann eine statistische 50% Verteilung.[8] Sodass die eine Hälfte des Wurfes das Gen bekommt und somit auch heterozygot LUA ist, die andere Hälfte bekommt das Gen nicht und ist homozygot HUA.
In den Anfängen des Backcross-Projects hat man über Urintests bestimmt, ob ein Welpe LUA oder HUA ist. Da dieser aber über den Tag hinweg schon unterschiedliche Messergebnisse erbringen, je nachdem, ob ein Hund gerade gefressen hat, sich gelöst hat, Wasser getrunken hat, etc, wurde an einem sicheren Gentest gearbeitet. In 2006 hat eine Forschungsgruppe um Dr. Seltzer PhD in den USA den Defekt erfolgreich auf 24 Gene auf dem caninen Chromosom 3 eingeschränkt und zudem einen effektiven Marker gefunden um einen vorläufigen Gentest entwickeln zu können.[9] Wenig später konnte dann das SCL2A9 Gen[10] identifiziert und ein weiterer Gentest entwickelt werden, der nun über spezialisierte Veterinäre und Hochschulen verfügbar ist und zuverlässig funktioniert.

6.Anerkennung durch die Zuchtverbände


Hundezucht, besonders aber die Reinzucht der Rassen ist eine recht junge Sache, von knapp 100 Jahren.[11] Davor wurden Hunde, wie heute noch Katzen, Pferde und Nutztiere, je nach Bedarf mit anderen Schlägen und Rassen gekreuzt um Merkmale zu verändern, zu verbessern oder auszuzüchten. Das starre Konstrukt der Rassestandards in der Hundezucht führte zu einer Isolierung der einzelnen Zuchtpopulationen. Zuchtpraktiken, wie Linien- und Inzucht führen zu einer Verkleinerung des Genpools und schaffen somit die Möglichkeiten, dass sich rezessiv veranlagte Erbkrankheiten verbreiten und ausbrechen.
Die Anerkennung der LUA-Dalmatiner durch einen offiziellen Rasseverband in den USA war kein leichtes Unterfangen.[12]
Wie weiter oben bereits erwähnt wurden in der 5. Generation nach der Pointer-Einkreuzung erstmals zwei Hunde des Backcross-Projects im AKC anerkannt. Nachdem aber die Dalmatinerverbände dagegen stimmten, solche „Mischlinge“ anerkennen zu lassen, sah der AKC sich gezwungen die Anerkennung der beiden Hunde aufrecht zu erhalten, aber allen Nachkommen dieser Hunde eine Anerkennung zu verwiegern. Diese beiden Hunde kamen daher nie zum Zuchteinsatz. [13]
1990 schrieb Joanne Nash einen Brief an alle Dalmatiner-Zuchtverbände des Landes und den AKC um die Anerkennung durch die Verbände wieder in Gang zu bringen. Erfolglos.[14]
2005 kam das Projekt nahezu zum Erliegen da keine Anerkennung durch die Zuchtverbande erzielt werden konnte und nur wenige Züchter Interesse an einer Verpaarung mit einem LUA-Hund hatten.[15]
2011 erfolgte schließlich eine Anerkennung[16], welche auch rückwirkend war. Dies war vor allem auf den Druck durch den BKC (Britsh Kennel Club) zurückzuführen, da eine Importhündin auf der Insel für Furore sorgte, indem sie im Showring eine gute Figur machte[17] und die Briten nach medialem Druck sensibel für eine Gesundzüchtung der Rassen waren. So konnte diese Hündin (Fiacre´s First and Foremost „Fiona“) im BKC anerkannt werden.


[1] Vgl: http://www.dalmatianheritage.com/about/nash_research.htm
[2] Vgl: http://www.dalmatianheritage.com/about/schaible_research.htm
[3] Vgl: http://www.dalmatianheritage.com/about/nash_research.htm
[4] Vgl: http://www.luadalmatians.com/Health.html
[5] Vgl: http://www.luadalmatians.com/Health.html
[6] Vgl: http://de.wikipedia.org/wiki/Mendelsche_Regeln
[7] Vgl: http://lua-dalmatiner.blogspot.de/
[8] Vgl: http://de.wikipedia.org/wiki/Mendelsche_Regeln
[9] Vgl:  http://www.dalmatianheritage.com/about/Seltzer.htm
[10] Vgl: http://lua-dalmatiner.blogspot.de/p/was-ist-luanua.html
[11] Vgl: http://www.vdh.de/our-model.html
[12] Vgl: http://www.luadalmatians.com/Health.html
[13] Vgl: http://www.dalmatianheritage.com/about/nash_research.htm
[14] Vgl: http://www.dalmatianheritage.com/about/nash_research.htm
[15] Vgl: http://www.luadalmatians.com/Health.html
[16] Vgl: http://www.thekennelclub.org.uk/cgi-bin/item.cgi?id=2878 & http://www.thedca.org/AKCDCA_agreement.html
[17] Vgl: http://www.thedogpress.com/ShowShots/LUA-Dalmatian-Crufts-11022_Mitchell.asp

Sonntag, 9. Juni 2013

Meine Gedanken zum Dalmatiner Teil 1

Ende des Jahres 2012 habe ich einen Artikel über Dalmatiner-Zucht geschrieben. Diesem möchte ich nun in drei Teilen auf diesem Blog veröffentlichen. Viel Spaß beim Lesen. Kommentare sind erwünscht!


Präambel


Ich schreibe diesen Artikel, da ich die Rasse des Dalmatiners bewundere. Für mich sind sie Hunde in optischer Perfektion. Da mir insgesamt auch die Gesundheit dieser Rasse am Herzen liegt und ich möchte, dass es diese einmalig getupften Hunde auch in vielen Jahren noch gibt, ist es mit ein Anliegen, die Gesundzucht dieser Hunderasse voranzutreiben. Da ich selbst keine Züchterin bin, kann ich nicht aktiv ins Zuchtgeschehen eingreifen. Das Mittel der Wahl für mich ist also die Aufklärung.
Dieser Artikel richtet sich an Welpeninteressten, Dalmatinerbesitzer, Züchter und die Unterstützer des Dortmunder Appells für eine Wende in der Hundezucht, sowie jeden interessierten Tierschützer und Hundefreund.
Ich habe versucht alle Inhalte so einfach wie möglich zu schreiben, ohne dass die sie an Prägnanz verlieren.
In diesem Artikel möchte ich das Hauptaugenmerk auf das Zuchtgeschehen in Deutschland legen.


1.Einführung


Der Dalmatiner ist eine lebensfrohe und grundsätzlich gesunde Hunderasse. Dies hat vor Allem in der sehr aktiven Natur und Geschichte dieser Rasse seine Begründung. Ein Hund der täglich viele Kilometer neben schnell fahrenden Kutschen laufen musste, kann sich weder große Defekte des Knochensystems noch der allgemeinen Gesundheit erlauben.
Dennoch leidet der Dalmatiner an zwei häufiger auftretenden gesundheitlichen Defekten. Der erste ist die Taubheit, die ihre Ursache in der weißen Grundfärbung des Felles hat. Es ist anzunehmen, dass zwischen 8%[1] und 3%[2] der Dalmatiner vollkommen taub zur Welt kommen. Ein etwas größerer Teil wird einseitig taub geboren.[3] Der größte Teil jedoch ist beidseitig hörend.[4] Hier handelt es sich um ein polygenetisches Problem, welches durch einfache Zucht nicht zu beheben ist. Die aktuellen Bemühungen taube und einseitig taube Dalmatiner über audiometrische Untersuchungen zu erkennen und von der Zucht auszuschließen ist das Mittel der Wahl und auf jeden Fall zu unterstützen.
Die zweite gesundheitliche Einschränkung ist die so genannte Hyperurikosurie, die beim Dalmatiner auf ein fehlendes Transporterprotein beim Harnsäure-Abbau zurückzuführen ist. Da die Folgeerkrankungen oft erst spät erkannt werden, ist die öffentliche Wahrnehmung nicht so hoch wie bei der Taubheit. Der Hund leidet unter der Hyperurikosurie jedoch wesentlich mehr, da sich hier Schmerzen und medizinische Komplikationen entwickeln können, die unter Umständen auch das Leben des Hundes bedrohen können.


2.Die Hyperurikosurie bei Hunden


Die Hyperurikosurie bei Hunden ist, eine Erkrankung, die für diese Gattung Canis als untypisch zu betrachten ist. Normalerweise haben Hunde (und Hundeartige) einen Stoffwechsel, der Harnsäure aus dem Blut in der Leber in Allantoin umwandelt. Dieses ist wasserlöslich und kann so leicht über die Blase, im Urin gelöst, ausgeschieden werden. Der Wert an Harnsäure, den ein gesunder Hund über den Urin ausscheidet liegt bei durchschnittlich 40mg/dl. Hunde mit dem fehlenden Transporterprotein können die vorliegenden Purine aus der Nahrung nicht in Allantion umwandeln, sondern ausschließlich zu Harnsäure.[5] Der durchschnittliche Wert den diese Hunde über den Urin ausscheiden liegt bei 400-800mg/dl. Da Harnsäure jedoch wesentlich schwerer löslich ist, als Allantion kann sich unter bestimmten Bedingungen (ph-Wert, Säure-Konzentration) Urat-Salz bilden. Dieses hat wiederum die Eigenschaft zur Bildung von Harngries und Harnsteinen.[6]
Die Größe dieser Steine kann variieren, aber werden diese zu groß, so können sie die Harnröhre des betroffenen Hundes verschließen und zu massiven gesundheitlichen Problemen führen. Wird hier nicht schnell genug gehandelt und veterinärmedizinisch eingegriffen, kann dem betroffenen Hund die Blase platzen und er daran verenden. Männliche Hunde leiden öfter an diesen Problemen als weibliche, dies liegt vor allem daran, dass der Harnleiter bei Rüden länger ist als bei Hündinnen. Die betroffenen Hunde haben Schmerzen und müssen oft mit teuren Medikamenten und Spezialfutter behandelt werden. Dies bedeutet meist einen massiven Einschnitt in die Lebensqualität des einzelnen Hundes.[7]

3.LUA-HUA


Der Dalmatiner ist eine Hunderasse bei dem diese Hyperurikusorie wahrscheinlich im kompletten Rassebestand vorliegt. Das bedeutet, dass es keinen einzigen bekannten Vertreter gibt, der einen gesunden Haursäure-Metabolismus hat. Im Lexikon der Veterinärmedizin wird von einem Prozentsatz von 77% der erkrankten Tiere gesprochen.[8] Jedoch, gibt es auch andere Quellen, die von einer kompletten Durchdringung der Rasse sprechen.[9] Fakt ist, dass mehrere, voneinander unabhängige und räumlich getrennte Versuche in den USA, Groß-Britannien und Europa, einen Vertreter der Rasse ohne den Defekt, zu finden nicht erfolgreich waren. Alle getesteten Hunde hatten den Defekt.[10] Es ist zwar nicht auszuschließen, dass es einen Hund ohne den Defekt gibt, jedoch wäre die Suche nach diesem unverhätlnismäßig schwer, wenn sie denn erfolgreich wäre.
Dies hat zur Folge, dass potentiell alle Dalmatiner an Urat-Steinen erkranken können. Jedoch ist es nicht zwingend, dass jeder Dalmatiner im Laufe seines Lebens an Urat-Steinen, oder -Gries erkrankt. Nach Schätzungen der Dalmatinerverbände, Veterinäre und Züchter handelt es sich um eine Zahl  zwischen weniger als 10% und maximal 30% der Dalmatiner die Steine ausbilden und daran erkranken.[11] Eine genauere Zahl wird es höchstwahrscheinlich nie geben, da weder die genaue Anzahl der Dalmatiner vorliegt, noch jeder Halter, Veterinär oder Züchter über diese gesundheitliche Besonderheit weiss. Die bisherige Behandlung bestand vor allem aus einer besonderen Fütterung (minimale Purinaufnahme und maximal 21% Protein insgesamt im Futter, wobei es auch Gegenstimmen zu der Begrenzung der Proteinmenge gibt), sowie ausreichender Wasserzufuhr, als auch Gelegenheit für den Hund sich zu lösen. Bei bereits bestehenden Erkrankungen wurde medikamentös eingegriffen um die Urat-Steine zu lösen, was unter Umständen zur Folge hatte, dass sich andere Steine bilden konnten. Das Problem bei diesen Behandlungsmöglichkeiten ist aber vor Allem, dass sie keine Garantie für ein gesundes Hundeleben sind. Auch Hunde, bei denen alle Präventivmaßnahmen ergriffen wurden, können an Urat-Steinen erkranken.[12]
In 1938 kreuzten in den USA zwei Biologen (Trimble und Keeler) einen Dalmatiner mit einem Collie um der Ursache für die Hyperurikosurie beim Dalmatiner zu erkunden. Alle Welpen dieses Wurfes waren frei von Hyperurikosurie, was über Urin-Tests herausgefunden wurde. In folgenden Rückkreuzungen haben sie beobachtet, dass die Abwesenheit von Stichelhaar (also klare und farbliche reine Flecken) in den Flecken ein Zeichen für den gestörten Harnsäure-Stoffwechsel sein kann. Daraus schlossen sie, dass 1. der Defekt sich autosomal-rezzesiv vererbt und 2. der Defekt auf dem gleichen Gen sein musste, auf dem auch die Fleckung bestimmt wird.[13]
Da der Gendefekt für die Hyperurikosurie in der gesamten Population des Dalmatiners besteht, kann man diesen nicht durch ein Rasse-internes Zuchtprogramm beheben. Hunde, die diesen Defekt haben kann man daher als HUA (High Uric Acid) bezeichnen. Ihm gegenüber stehen die sogenannten NUA (Normal Uric Acid) oder in Dalmatinerkreisen oft auch als LUA (Low Uric Acid) bezeichnete Hunde (Es gibt wenige Dalmatinerzüchter vor allem in USA, die auch NUA statt LUA verwenden). In anderen Hunderassen ist dieser Gendefekt nicht, oder nicht so stark verbreitet wie beim Dalmatiner. Betroffen sind aber die Rassebestände des Schwarzen russischen Terriers und der Englischen Bulldogge.[14]


[1] Vgl: http://www.leveste.de/dalmaweb/ohrinnen.htm
[2] Vgl: http://www.drachenstein.ch/Dalmatiner/Dalmatiner.html#krankheiten
[3] Vgl: http://www.leveste.de/dalmaweb/ohrinnen.htm
[4] Vgl: http://www.leveste.de/dalmaweb/ohrinnen.htm
[5] Vgl: http://www.patho.vetmed.uni-muenchen.de/12%20Stoerung%20Nukleinsaeurestoffwechsel.pdf S. 4
[6]Vgl. http://www.ivis.org/advances/rc_de/A4509.0608.DE.pdf?LA=5 & Vgl. Meurer, Wolf: Allgemeine Pathologie: Kompendium für Veterinärmedizin, S. 81-82
[7]Vgl: http://www.luadalmatians.com/Basics.html
[8]  Zitat: Ekkehard Wiesner, Regine Ribbeck (Hrsg.): Lexikon der Veterinärmedizin S. 310.
[9] Vgl. N. Karmi u. a.: Estimated frequency of the canine hyperuricosuria mutation in different dog breeds. In: Journal of veterinary internal medicine / American College of Veterinary Internal Medicine. Band 24, Nummer 6, 2010 Nov-Dez, S. 1337–1342
[10] Vgl. http://www.lua-dalmatiner.de/
[11] Vgl: http://www.luadalmatians.com/Basics.html
[12]Vgl: http://www.luadalmatians.com/Basics.html
[13] Vgl: http://www.dalmatianheritage.com/about/schaible_research.htm
[14] Vgl: Fachzeitschrift  „Der Terrier“ Ausgabe Juni 2012 & https://genomia.cz/de/test/hyperuricosuria/