Präambel
Ich schreibe diesen Artikel,
da ich die Rasse des Dalmatiners bewundere. Für mich sind sie Hunde in
optischer Perfektion. Da mir insgesamt auch die Gesundheit dieser Rasse am
Herzen liegt und ich möchte, dass es diese einmalig getupften Hunde auch in
vielen Jahren noch gibt, ist es mit ein Anliegen, die Gesundzucht dieser
Hunderasse voranzutreiben. Da ich selbst keine Züchterin bin, kann ich nicht
aktiv ins Zuchtgeschehen eingreifen. Das Mittel der Wahl für mich ist also die
Aufklärung.
Dieser Artikel richtet sich
an Welpeninteressten, Dalmatinerbesitzer, Züchter und die Unterstützer des
Dortmunder Appells für eine Wende in der Hundezucht, sowie jeden interessierten
Tierschützer und Hundefreund.
Ich habe versucht alle
Inhalte so einfach wie möglich zu schreiben, ohne dass die sie an Prägnanz
verlieren.
In diesem Artikel möchte ich
das Hauptaugenmerk auf das Zuchtgeschehen in Deutschland legen.
1.Einführung
Der Dalmatiner ist eine
lebensfrohe und grundsätzlich gesunde Hunderasse. Dies hat vor Allem in der
sehr aktiven Natur und Geschichte dieser Rasse seine Begründung. Ein Hund der
täglich viele Kilometer neben schnell fahrenden Kutschen laufen musste, kann
sich weder große Defekte des Knochensystems noch der allgemeinen Gesundheit
erlauben.
Dennoch leidet der
Dalmatiner an zwei häufiger auftretenden gesundheitlichen Defekten. Der
erste ist die Taubheit, die ihre Ursache in der weißen Grundfärbung des Felles
hat. Es ist anzunehmen, dass zwischen 8%[1] und 3%[2] der Dalmatiner
vollkommen taub zur Welt kommen. Ein etwas größerer Teil wird einseitig taub
geboren.[3] Der größte Teil
jedoch ist beidseitig hörend.[4]
Hier handelt es sich um ein polygenetisches Problem, welches durch einfache
Zucht nicht zu beheben ist. Die aktuellen Bemühungen taube und einseitig taube
Dalmatiner über audiometrische Untersuchungen zu erkennen und von der Zucht
auszuschließen ist das Mittel der Wahl und auf jeden Fall zu unterstützen.
Die zweite gesundheitliche
Einschränkung ist die so genannte Hyperurikosurie, die beim Dalmatiner auf ein
fehlendes Transporterprotein beim Harnsäure-Abbau zurückzuführen ist. Da die
Folgeerkrankungen oft erst spät erkannt werden, ist die öffentliche Wahrnehmung
nicht so hoch wie bei der Taubheit. Der Hund leidet unter der Hyperurikosurie
jedoch wesentlich mehr, da sich hier Schmerzen und medizinische Komplikationen
entwickeln können, die unter Umständen auch das Leben des Hundes bedrohen
können.
2.Die Hyperurikosurie bei Hunden
Die Hyperurikosurie bei
Hunden ist, eine Erkrankung, die für diese Gattung Canis als untypisch zu
betrachten ist. Normalerweise haben Hunde (und Hundeartige) einen Stoffwechsel,
der Harnsäure aus dem Blut in der Leber in Allantoin umwandelt. Dieses ist
wasserlöslich und kann so leicht über die Blase, im Urin gelöst, ausgeschieden
werden. Der Wert an Harnsäure, den ein gesunder Hund über den Urin ausscheidet
liegt bei durchschnittlich 40mg/dl. Hunde mit dem fehlenden Transporterprotein
können die vorliegenden Purine aus der Nahrung nicht in Allantion umwandeln,
sondern ausschließlich zu Harnsäure.[5] Der
durchschnittliche Wert den diese Hunde über den Urin ausscheiden liegt bei
400-800mg/dl. Da Harnsäure jedoch wesentlich schwerer löslich ist, als
Allantion kann sich unter bestimmten Bedingungen (ph-Wert, Säure-Konzentration)
Urat-Salz bilden. Dieses hat wiederum die Eigenschaft zur Bildung von Harngries
und Harnsteinen.[6]
Die Größe dieser Steine kann
variieren, aber werden diese zu groß, so können sie die Harnröhre des
betroffenen Hundes verschließen und zu massiven gesundheitlichen Problemen
führen. Wird hier nicht schnell genug gehandelt und veterinärmedizinisch
eingegriffen, kann dem betroffenen Hund die Blase platzen und er daran
verenden. Männliche Hunde leiden öfter an diesen Problemen als weibliche, dies
liegt vor allem daran, dass der Harnleiter bei Rüden länger ist als bei
Hündinnen. Die betroffenen Hunde haben Schmerzen und müssen oft mit teuren Medikamenten
und Spezialfutter behandelt werden. Dies bedeutet meist einen massiven
Einschnitt in die Lebensqualität des einzelnen Hundes.[7]
3.LUA-HUA
Der Dalmatiner ist eine
Hunderasse bei dem diese Hyperurikusorie wahrscheinlich im kompletten
Rassebestand vorliegt. Das bedeutet, dass es keinen einzigen bekannten
Vertreter gibt, der einen gesunden Haursäure-Metabolismus hat. Im Lexikon der
Veterinärmedizin wird von einem Prozentsatz von 77% der erkrankten Tiere
gesprochen.[8]
Jedoch, gibt es auch andere Quellen, die von einer kompletten Durchdringung der
Rasse sprechen.[9]
Fakt ist, dass mehrere, voneinander unabhängige und räumlich getrennte Versuche
in den USA, Groß-Britannien und Europa, einen Vertreter der Rasse ohne den
Defekt, zu finden nicht erfolgreich waren. Alle getesteten Hunde hatten den
Defekt.[10] Es ist zwar
nicht auszuschließen, dass es einen Hund ohne den Defekt gibt, jedoch wäre die
Suche nach diesem unverhätlnismäßig schwer, wenn sie denn erfolgreich wäre.
Dies hat zur Folge, dass
potentiell alle Dalmatiner an Urat-Steinen erkranken können. Jedoch ist es
nicht zwingend, dass jeder Dalmatiner im Laufe seines Lebens an Urat-Steinen,
oder -Gries erkrankt. Nach Schätzungen der Dalmatinerverbände, Veterinäre und
Züchter handelt es sich um eine Zahl zwischen
weniger als 10% und maximal 30% der Dalmatiner die Steine ausbilden und daran
erkranken.[11]
Eine genauere Zahl wird es höchstwahrscheinlich nie geben, da weder die genaue
Anzahl der Dalmatiner vorliegt, noch jeder Halter, Veterinär oder Züchter über
diese gesundheitliche Besonderheit weiss. Die bisherige Behandlung bestand vor
allem aus einer besonderen Fütterung (minimale Purinaufnahme und maximal 21%
Protein insgesamt im Futter, wobei es auch Gegenstimmen zu der Begrenzung der
Proteinmenge gibt), sowie ausreichender Wasserzufuhr, als auch Gelegenheit für
den Hund sich zu lösen. Bei bereits bestehenden Erkrankungen wurde medikamentös
eingegriffen um die Urat-Steine zu lösen, was unter Umständen zur Folge hatte,
dass sich andere Steine bilden konnten. Das Problem bei diesen
Behandlungsmöglichkeiten ist aber vor Allem, dass sie keine Garantie für ein
gesundes Hundeleben sind. Auch Hunde, bei denen alle Präventivmaßnahmen
ergriffen wurden, können an Urat-Steinen erkranken.[12]
In 1938 kreuzten in den USA
zwei Biologen (Trimble und Keeler) einen Dalmatiner mit einem Collie um der
Ursache für die Hyperurikosurie beim Dalmatiner zu erkunden. Alle Welpen dieses
Wurfes waren frei von Hyperurikosurie, was über Urin-Tests herausgefunden
wurde. In folgenden Rückkreuzungen haben sie beobachtet, dass die Abwesenheit
von Stichelhaar (also klare und farbliche reine Flecken) in den Flecken ein
Zeichen für den gestörten Harnsäure-Stoffwechsel sein kann. Daraus schlossen
sie, dass 1. der Defekt sich autosomal-rezzesiv vererbt und 2. der Defekt auf
dem gleichen Gen sein musste, auf dem auch die Fleckung bestimmt wird.[13]
Da der Gendefekt für die
Hyperurikosurie in der gesamten Population des Dalmatiners besteht, kann man
diesen nicht durch ein Rasse-internes Zuchtprogramm beheben. Hunde, die diesen
Defekt haben kann man daher als HUA (High Uric Acid) bezeichnen. Ihm gegenüber
stehen die sogenannten NUA (Normal Uric Acid) oder in Dalmatinerkreisen oft
auch als LUA (Low Uric Acid) bezeichnete Hunde (Es gibt wenige Dalmatinerzüchter
vor allem in USA, die auch NUA statt LUA verwenden). In anderen Hunderassen ist
dieser Gendefekt nicht, oder nicht so stark verbreitet wie beim Dalmatiner.
Betroffen sind aber die Rassebestände des Schwarzen russischen Terriers und der
Englischen Bulldogge.[14]
[1] Vgl:
http://www.leveste.de/dalmaweb/ohrinnen.htm
[2] Vgl:
http://www.drachenstein.ch/Dalmatiner/Dalmatiner.html#krankheiten
[3] Vgl:
http://www.leveste.de/dalmaweb/ohrinnen.htm
[4] Vgl:
http://www.leveste.de/dalmaweb/ohrinnen.htm
[5] Vgl:
http://www.patho.vetmed.uni-muenchen.de/12%20Stoerung%20Nukleinsaeurestoffwechsel.pdf
S. 4
[6]Vgl.
http://www.ivis.org/advances/rc_de/A4509.0608.DE.pdf?LA=5 & Vgl. Meurer,
Wolf: Allgemeine Pathologie: Kompendium für Veterinärmedizin, S. 81-82
[7]Vgl:
http://www.luadalmatians.com/Basics.html
[8] Zitat: Ekkehard Wiesner, Regine Ribbeck
(Hrsg.): Lexikon der Veterinärmedizin S. 310.
[9] Vgl. N. Karmi u. a.:
Estimated frequency of the canine hyperuricosuria mutation in different dog
breeds. In: Journal of veterinary internal medicine / American College of
Veterinary Internal Medicine. Band 24, Nummer 6, 2010 Nov-Dez, S. 1337–1342
[10] Vgl.
http://www.lua-dalmatiner.de/
[11] Vgl:
http://www.luadalmatians.com/Basics.html
[12]Vgl:
http://www.luadalmatians.com/Basics.html
[13] Vgl:
http://www.dalmatianheritage.com/about/schaible_research.htm
[14] Vgl: Fachzeitschrift „Der Terrier“ Ausgabe Juni 2012 &
https://genomia.cz/de/test/hyperuricosuria/
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