4.Backcross-Projekt
1973 hat Dr. Robert Schaible
in den USA eine Verpaarung zwischen dem AKC registrierten Pointer Championrüden
CH Shandown's Rapid Transit und der AKC registrierten Dalmatinerhündin Lady
Godiva vorgenommen. Er wollte damit erreichen, dass das fehlende Gen in die
Dalmatinerpopulation wieder eingekreuzt wird. Aus diesem Wurf wählte er einen
einzelnen Welpen aus, mit dem er unter den Kriterien LUA und
Dalmatiner-typisches Aussehen und Verhalten weiter rückzüchtete. Immer mit AKC
registrieren oder Champion Hunden, um den Typ des Dalmatiners wieder zu
erreichen. In der 5.Generation hinter der Pointer-Einkreuzung, wurden erstmals
ein Rüde und eine Hündin vom AKC anerkannt (der Phänotyp hatte sich
offensichtlich sehr schnell wieder dem des Dalmatiners angeglichen).[1] Er fand bei
seinen Züchtungen übrigens heraus, dass es LUA-Dalmatiner mit reinen Flecken
gibt, somit die Annahme von Trimble und Keeler nicht korrekt war, dass nur
stichelhaarige Flecken ein Zeichen für LUA sind.[2]
In der 8. Generation
erfolgte erstmals eine LUA-LUA Kreuzung, sodass in der 9. Generation nach der
Pointer-Einkreuzung erstmals die Möglichkeit für einen homozygoten LUA
Dalmatiner gab. Wir erinnern uns, dass bereits nach der 5. Generation der
Phänotyp dem des Dalmatiner angeglichen war. Somit waren die Welpen der 9.
Generation äußerlich schon nicht mehr von den AKC registrierten Dalmatinern zu
unterscheiden.[3]
In 2005 kam das Projekt
jedoch aufgrund von fehlender Akzeptanz innerhalb der Züchtergemeinschaft
nahezu zum Erliegen.[4]
Durch das engagierte Handeln
wurde das Projekt im Kleinen dennoch weitergeführt und befindet sich nun nach
der 14. Generation hinter der Pointer-Einkreuzung.
Da man das Pointer-Gen für
den korrekten Haursäure-Metabolismus behalten möchte, wird eine 100%ige
Rückkreuzung auf den Dalmatiner natürlich nicht angestrebt!
Es gibt nach wie vor
Stimmen, die befürchten durch die Pointer-Einkreuzung negative Einflüsse und
Erbkrankheiten in den Rassebestand eingeführt zu haben. Diese kann man leicht
ausräumen, denn 1. hätte der Pointer eine dominante Erbkrankheit weitervererbt,
wären alle seine Nachkommen daran erkrankt. 2. Hätte er eine rezessive
Erbkrankheit weitervererbt, dann hätte der jeweilige Dalmatiner-Partner das
Gegenstück dazu leisten müssen, damit diese Krankheit sichtbar wird. Daher wäre
diese bereits im Dalmatinergenpool manifestiert gewesen. Nach 14. Generationen
kann man rückblickend jedoch keine Dalamtiner-untypische Erkrankung,
Verhaltensweise oder Phänotyp erkennen. Daher kann ausgeschlossen werden, dass
der Pointer einen negativen Effekt auf die Dalmatiner-Zucht hatte.[5]
5.Die Genetik
Wie bereits weiter oben
angedeutet, handelt es sich bei der Vererbung um einen
einen einfachen Erbgang
(Mendel).[6] Das Gen für den
korrekten Harnsäure-Metabolismus ist hierbei dominant. Das ist genauso wie die
Genetik der Fellfarbe beim Dalmatiner. Schwarz wird dominant vererbt (SS) braun
rezessiv (bb) Wird nun ein reinerbig (homozygot) schwarzer Hund mit einem
reinerbig (homozygot) braunen Hund verpaart, so werden alle Welpen dieses
Wurfes mischerbig (heterozygot) schwarz sein (Sb). Werden nun mischerbig
(heterozygot) schwarze Tiere verpaart, so können homozygot schwarze,
heterozygot schwarze und homozygot braune Welpen fallen.
Beim LUA Gen verhält es sich
genauso. Sobald ein Hund das dominante Gen für den korrekten
Harnsäure-Metabolismus hat, ist und bleibt er symptomfrei, was Stichproben
(Ultraschall der Blase, Urintests und Gentests) herausgefunden haben. Im
Genotyp werden folgende Bezeichnungen unterschieden:
Homozygot LUA – N/N
Heterozygot LUA - hu/N
Homozygot HUA - hu/hu[7]
Zurzeit gibt es nur sehr
wenige homozygote LUA Hunde, dass bedeutet, dass die meisten Verpaaren mit
einem heterozygoten LUA und einem Homozygoten HUA vorgenommen werden. Das
Ergebnis ist dann eine statistische 50% Verteilung.[8] Sodass die eine
Hälfte des Wurfes das Gen bekommt und somit auch heterozygot LUA ist, die
andere Hälfte bekommt das Gen nicht und ist homozygot HUA.
In den Anfängen des
Backcross-Projects hat man über Urintests bestimmt, ob ein Welpe LUA oder HUA
ist. Da dieser aber über den Tag hinweg schon unterschiedliche Messergebnisse
erbringen, je nachdem, ob ein Hund gerade gefressen hat, sich gelöst hat,
Wasser getrunken hat, etc, wurde an einem sicheren Gentest gearbeitet. In 2006
hat eine Forschungsgruppe um Dr. Seltzer PhD in den USA den Defekt erfolgreich
auf 24 Gene auf dem caninen Chromosom 3 eingeschränkt und zudem einen
effektiven Marker gefunden um einen vorläufigen Gentest entwickeln zu können.[9] Wenig später
konnte dann das SCL2A9 Gen[10] identifiziert
und ein weiterer Gentest entwickelt werden, der nun über spezialisierte
Veterinäre und Hochschulen verfügbar ist und zuverlässig funktioniert.
6.Anerkennung durch die Zuchtverbände
Hundezucht, besonders aber
die Reinzucht der Rassen ist eine recht junge Sache, von knapp 100 Jahren.[11] Davor wurden
Hunde, wie heute noch Katzen, Pferde und Nutztiere, je nach Bedarf mit anderen
Schlägen und Rassen gekreuzt um Merkmale zu verändern, zu verbessern oder
auszuzüchten. Das starre Konstrukt der Rassestandards in der Hundezucht führte
zu einer Isolierung der einzelnen Zuchtpopulationen. Zuchtpraktiken, wie
Linien- und Inzucht führen zu einer Verkleinerung des Genpools und schaffen
somit die Möglichkeiten, dass sich rezessiv veranlagte Erbkrankheiten
verbreiten und ausbrechen.
Die Anerkennung der
LUA-Dalmatiner durch einen offiziellen Rasseverband in den USA war kein
leichtes Unterfangen.[12]
Wie weiter oben bereits
erwähnt wurden in der 5. Generation nach der Pointer-Einkreuzung erstmals zwei
Hunde des Backcross-Projects im AKC anerkannt. Nachdem aber die
Dalmatinerverbände dagegen stimmten, solche „Mischlinge“ anerkennen zu lassen,
sah der AKC sich gezwungen die Anerkennung der beiden Hunde aufrecht zu
erhalten, aber allen Nachkommen dieser Hunde eine Anerkennung zu verwiegern.
Diese beiden Hunde kamen daher nie zum Zuchteinsatz. [13]
1990 schrieb Joanne Nash
einen Brief an alle Dalmatiner-Zuchtverbände des Landes und den AKC um die
Anerkennung durch die Verbände wieder in Gang zu bringen. Erfolglos.[14]
2005 kam das Projekt nahezu
zum Erliegen da keine Anerkennung durch die Zuchtverbande erzielt werden konnte
und nur wenige Züchter Interesse an einer Verpaarung mit einem LUA-Hund hatten.[15]
2011 erfolgte schließlich
eine Anerkennung[16],
welche auch rückwirkend war. Dies war vor allem auf den Druck durch den BKC
(Britsh Kennel Club) zurückzuführen, da eine Importhündin auf der Insel für
Furore sorgte, indem sie im Showring eine gute Figur machte[17] und die Briten
nach medialem Druck sensibel für eine Gesundzüchtung der Rassen waren. So
konnte diese Hündin (Fiacre´s First and Foremost „Fiona“) im BKC anerkannt
werden.
[1] Vgl:
http://www.dalmatianheritage.com/about/nash_research.htm
[2] Vgl: http://www.dalmatianheritage.com/about/schaible_research.htm
[3] Vgl:
http://www.dalmatianheritage.com/about/nash_research.htm
[4] Vgl:
http://www.luadalmatians.com/Health.html
[5] Vgl:
http://www.luadalmatians.com/Health.html
[6] Vgl:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mendelsche_Regeln
[7] Vgl:
http://lua-dalmatiner.blogspot.de/
[8] Vgl:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mendelsche_Regeln
[9] Vgl:
http://www.dalmatianheritage.com/about/Seltzer.htm
[10] Vgl:
http://lua-dalmatiner.blogspot.de/p/was-ist-luanua.html
[11] Vgl:
http://www.vdh.de/our-model.html
[12] Vgl:
http://www.luadalmatians.com/Health.html
[16] Vgl: http://www.thekennelclub.org.uk/cgi-bin/item.cgi?id=2878
& http://www.thedca.org/AKCDCA_agreement.html
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